Bewusstseinserhöhung wandelt unser Leben radikal
Ein Gastartikel von Andrea Wieland
Die Menschheit steht an einer neuen Stufe der Evolution. Was brauchen wir, um diesen Schritt als Menschengemeinschaft zu tun? Anpassung und Leistung war gestern. Wir stehen vor Herausforderungen, für die wir neue Lösungen brauchen. Bewusstwerdung scheint der Schlüssel für eine neue Welt zu sein. Aber was ist dieses Bewusstsein und wie soll es unsere Welt zum Besseren wandeln?
Was ist Bewusstsein?
1. Beispiel:
„Ich sitze am Laptop und tippe diese Buchstaben auf der Tastatur. Ich fühle wie meine Finger sich bewegen, wie sich die Tasten an meinen Fingerkuppen anfühlen. Im Hintergrund höre ich ein Klavierkonzert von Johann Sebastian Bach. Beim Blick aus dem Fenster sehe ich grüne Bäume und den Regen, der an der Scheibe herunterläuft. Mein rechter Fuß kribbelt und ich überlege, was ich als Nächstes schreiben werde.“
Ich bin mir meiner bewusst.
Bewusstsein aus wissenschaftlicher Sicht
An sich ist es eine Selbstverständlichkeit – und doch ist insbesondere das Ich-Bewusstsein ein Mysterium. Philosophen, Psychologen und Hirnforscher versuchen herauszufinden, was das Bewusstsein ist und wie es entsteht.
Die verschiedenen Fachrichtungen mühen sich damit ab, eine Definition für das Bewusstsein zu finden. Eine einheitliche Definition gibt es bisher noch nicht. Ich habe hier beispielhaft für jede Fachrichtung einen Definitionsversuch aufgeführt.
Der französische Philosoph, Mathematiker, Naturwissenschaftler und Begründer des modernen Rationalismus René Descartes (1596-1650), ging davon aus, dass der Mensch sich nicht auf seine Sinneswahrnehmung verlassen kann. All seine Überzeugungen können falsch, ja die ganze Welt ein Schwindel sein, wie in dem Blockbuster Matrix. Und nur die rote Pille oder – Descartes Ansicht folgend – nur der Zweifel und das Denken können dem Menschen Gewissheit über das Ich geben. „Cogito ergo sum – ich denke, also bin ich.“
Der portugiesische Neurowissenschaftler und Bewusstseinsforscher António R. Damásio definiert Bewusstsein als einen Geisteszustand, in dem man Kenntnis von der eigenen Existenz und der Existenz seiner Umgebung hat.
Diese Definition entspricht dem „phänomenalen Selbstmodell “ des Philosophen Thomas Metzinger, welches auch bei vielen Tieren (mit einem Nervensystem) anzutreffen ist. Diese Tiere haben nicht nur ein Bewusstsein, sondern auch ein Bewusstsein für ihr Ich.
Für die Psychologie ist das Bewusstsein von zentraler Bedeutung. Im Lexikon für Psychologie findet sich folgende Definition: „Bewusstsein ist einerseits die Gesamtheit der Erlebnisse, d. h. der erlebten psychischen Zustände und Aktivitäten (Vorstellungen, Gefühle usw.) und zum anderen das Bewusst-Sein als besondere Art des unmittelbaren Gewahrseins dieser Erlebnisse, die man auch als innere Erfahrung bezeichnet.“
Identifikation mit dem Ich
2. Beispiel:
„Ich sitze im Auto auf dem Weg zur nächsten Eisdiele. Es ist ein angenehmes Fahren auf der Landstraße. Ich bin entspannt und freue mich auf ein leckeres Schokoladeneis mit meinem Patensohn. Der Zehnjährige sitzt neben mir auf dem Beifahrersitz. Vor der Eisdiele ist ein großer Parkplatz mit vielen freien Plätzen. Gerade als ich einparken möchte, kommt mir ein Fahrzeug entgegen und fährt direkt vor mir auf den Parkplatz. Ich schimpfe lautstark und schleudere meine Wutenergie heraus: „Du Depp du blöder. Was soll der Scheiß!?“
Ich beobachte mich selbst dabei, wie ich schimpfe und gleichzeitig reflektiere ich mein Verhalten auf einer Metaebene.
Diese Fähigkeit, unser Verhalten wahrzunehmen und gleichzeitig auch reflektieren zu können, eröffnet uns die Möglichkeit, sehr unterschiedlich auf eine Situation (wie im 2. Beispiel) zu reagieren.
1. Möglichkeit:
Ich bin wütend!
Ich denke: „Was für eine Unverschämtheit, mir den Parkplatz vor der Nase wegzuschnappen. Was für ein Depp! Das hat der mit Absicht gemacht. Der wollte mich ärgern!“
Ich fühle mich voll im Recht und lasse meinen Dampf gegenüber meinem Patensohn ab. Die Wut begleitet mich in die Eisdiele. Ich bin meinem Patensohn gegenüber nicht besonders aufmerksam. Nach dem Eisessen erzähle ich jedem, der mir begegnet, von dem Deppen, der mir meinen Parkplatz geklaut hat.
2. Möglichkeit:
Ich fühle Wut!
Mein Verstand denkt: „Okay, jetzt atme mal tief durch. Es gibt noch genügend freie Parkplätze. Vielleicht hat er dich ja gar nicht gesehen? Ist ja auch wurscht. Ich habe einen Parkplatz und das ist ja alles nicht wirklich wichtig.“
Ich erkläre meinem Patensohn, dass ich kurz Wut gefühlt habe, jetzt aber wieder entspannt bin: „Schließlich ist ja auch nichts Schlimmes passiert. Es war nicht schön von mir, so über den anderen zu schimpfen. Das war nicht respektvoll. Da muss ich wohl noch üben.“ Ich atme tief durch und lächle. So kann ich mich voll meinem Patensohn zuwenden und wir haben eine schöne gemeinsame Zeit miteinander. Danach erzähle ich allen von dem schönen Nachmittag.
Ganz objektiv betrachtet ist die zweite Möglichkeit die viel schönere Alternative. Aber warum finden sich dann so viele Menschen immer wieder in dem Szenario der ersten Möglichkeit wieder? Weil wir uns mit unserem Ego identifizieren!
Leben im Hier und Jetzt
„Der Verstand an sich ist nicht gestört. Er ist ein wunderbares Werkzeug. Die Störung beginnt, wenn du dein Selbst in ihm suchst und ihn fälschlicherweise für das hältst, was du bist. Dann wird er zum Ego-Verstand und übernimmt die Macht über dein ganzes Leben.“ Eckart Tolle
Wir sind so sehr mit unserem Denken identifiziert, dass wir glauben, wir sind unsere Gedanken. Unser Gehirn denkt täglich im Durchschnitt 60.000 Gedanken. In den meisten Momenten unseres Lebens befinden wir uns mit den Gedanken entweder in der Zukunft oder in der Vergangenheit.
Und wenn du jetzt sagst, nein, bei dir ist das anders, denn du denkst z.B. über das Wetter nach. Dann frage ich dich, über welches Wetter, das von vorhin oder das von demnächst?
Wir machen uns Sorgen, haben Angst und sind damit oft in einer Zukunft, die noch gar nicht stattgefunden hat. Oder wir denken über Vergangenes nach und führen innere Dialoge, über das was wir hätten sagen sollen, aber nicht gesagt haben. Und so drehen wir eine Runde nach der anderen im Gedankenkarussell.
Wir erfahren unser Leben als etwas, was uns geschieht.
Der große Switch
In seinem sehr empfehlenswerten Buch „Leben im Jetzt“ schreibt Eckart Tolle: „Die Identifikation mit dem Verstand, schafft einen undurchdringlichen Schleier aus Konzepten, Begriffen, Vorstellungen, Worten, Urteilen und Definitionen, der jede wahre Beziehung blockiert. Dieser Gedankenschleier schiebt sich zwischen dich und dein Selbst, zwischen dich und deine Mitmenschen und dich und die Tiere, dich und die Natur und dich und das Göttliche.“
Der große Switch passiert, wenn wir uns darüber bewusst werden, dass wir nicht unser Verstand sind. Wenn wir dann einen Beobachter in uns installieren, der unsere Gedanken und Gefühle aufmerksam beobachtet, wird eine höhere Bewusstseinsebene eröffnet.
Manche Menschen erfahren diesen Zustand von absoluter Präsenz bei der Meditation, manche in der Natur, manche beim Spielen mit ihrem Kind. Es gibt viele Möglichkeiten, ihn zu erleben.
Es ist, als ob ein Raum in dir aufgeht und die Verbindung zum Göttlichen, zum Universum, zum Leben wird wiederhergestellt. Es ist egal, wie du es nennen magst. Wesentlich ist, dass du erkennst, dass es mehr gibt als dein kleines Ego.
Was passiert auf dieser Bewusstseinsebene?
Eckart Tolle beschreibt es so:
„Im Zustand innerer Verbundenheit bist du wesentlich aufmerksamer, wacher, als wenn du mit deinem Verstand identifiziert bist. Du bist völlig gegenwärtig. Und auch die Schwingung des Energiefeldes, welches den physischen Körper am Leben erhält, wird erhöht.“
Wenn wir höher schwingen, öffnen sich unsere Herzen. Wir entwickeln wahres Mitgefühl. Wer die Verbindung zu sich selbst wieder fühlt, der fühlt sich mit allen Wesen, mit der Natur, der Welt, ja mit der puren Existenz selbst, verbunden.
Diese Verbundenheit bewirkt, dass wir achtsamer mit unseren Mitmenschen umgehen und unseren Kindern bewusster und aufmerksamer begegnen. Es kann passieren, dass Menschen ihre ungeliebten Jobs verlassen, um sich sinnstiftenden Aufgaben zu widmen. Andere lösen sich aus Beziehungen, die ihnen nicht guttun oder die eigentlich schon seit Jahren vorbei sind.
Sobald wir die Verbindung zum Leben wieder fühlen, wird auch unser Mitgefühl aktiviert. Dann können wir nicht mehr so einfach verdrängen, was wir tun. Uns wird vieles bewusst werden. Zum Beispiel, dass das Stück Fleisch auf unserem Teller von einem leidensfähigen Wesen stammt. Oder wir erkennen, dass der Wohlstand, den wir in der westlichen Welt erleben, auf der Ausbeutung von Menschen beruht.
In Konsequenz werden wir keine Lebewesen, keinen Menschen und auch keine Tiere mehr ausbeuten, quälen oder töten. Wir werden die Erde als unsere Lebensgrundlage achten, ehren und schützen. Unser Bedürfnis nach Gemeinwohl wird wachsen und eine friedvolle Welt wird entstehen.
Fazit
Wenn wir erkennen, dass wir nicht unser Verstand sind, werden wir die tiefe Verbindung zum Leben wieder fühlen. Mit der Verbindung zu uns selbst erfahren wir uns wieder – mit allem verbunden. Wir entwickeln wahres Mitgefühl und werden lebensfördernde Antworten auf die großen Fragen der Menschheit finden: Umweltschutz, soziale Gerechtigkeit, Tierrechte, Umgang mit neuen Technologien usw. Das wird unser Leben radikal wandeln.
Als freie Texterin unterstützt Andrea Wieland vom Schreibatelier Wieland Selbstständige und Unternehmer, die Menschen dabei helfen, ihr Leben zum Positiven zu verändern. Durch ihre Texte für Websites, Blogs und Newsletter erreichen ihre Kund*innen ihre Zielgruppe und können eine Verbindung zu dieser aufbauen. Spezialisiert ist sie auf die Themenbereiche Trauma und Persönlichkeitsentwicklung.